Eine Rekonstruktion der Geschichte |
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Als Ende der
dreissiger Jahre auch in der Schweiz klar wurde, dass ein Krieg im Anzug war
bekam die Condor Fabrik den Auftrag, ein neues Motorrad für die Armee zu
entwickeln. Weil die Schweiz neutral bleiben wollte musste es eine eigene
Entwicklung sein um nicht vom Ausland abhängig zu sein. Vor dem Start des
Projektes wurden, in Zusammenarbeit mit Universal, einige Modelle für die Armee
produziert. Die Entwicklung eines neuen Modelles kann viele Jahre dauern und die
Armee hatte dringenden Bedarf an Motorrädern. |
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A540 |
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A
680 |
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Ein Boxer | |
BMW R6 596cc 1937 Für ein neues Modell wurde über die Grenzen hinaus
Ausschau gehalten und vermutlich wurden einige Motorräder sehr gründlich
studiert. Die BMW R6 und die Zündapp fanden Gefallen, so etwas musste es
werden. |
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1947 | |
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1944
erlebte die 20 PS starke C580 ihr Début, aber durch die widrigen Kriegsumstände
war die Fabrik erst 1947 imstande zu liefern. Die Armeeversion, die A580 kam
erst 1949 heraus. Die C580 hat eine starre Hinterradaufhängung und eine
Vorderradgabel aus Pressstahlteilen, welche nach dem Zündapp-Vorbild kopiert
wurde. Die Kardanwelle sitzt auf der linken Seite des Motorrades, rechts ist der
Schalldämpfer montiert an welchem beide Krümmer angeschlossen sind. Der linke
Auspuff verläuft unter dem Getriebe zum Dämpfer. Die A580 verfügte über ein
8-Gang-Getriebe, 4 für Strassenbetrieb, 4 für Geländefahrten. Weiter verfügte
das Motorrad über gigantische Bremstrommeln welche das Motorrad rechtzeitig
abbremsen mussten bei Bergabfahrten. 27 cm ist fürwahr eine stattliche Grösse!
Dazu sind beide Bremstrommeln auch noch mit Kühlrippen ausgestattet. Hinter- und
Vorderradbremse liegen rechts. Später wandert die Hinterradbremstrommel nach
links, verborgen im Kardangehäuse. |
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C 580 Paris Police
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1948 | |
C
580 Tourisme (N=Normal) |
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A 750 Die 580 bekam 1948 einen
komplett neuen Motor. Die Gründe dafür sind nicht wirklich bekannt. Gleichzeitig
mit der 580 wurde eine 744 cm3, 650 kg schwere Ausführung für Gespannbetrieb
entwickelt. Zwischen 1948 und 1950 wurden etwa 230 Stück dieser 25 PS starken
Motorräder gebaut. Auffälligerweise wurden diese mit einem links laufenden
Seitenwagen ausgerüstet. Der Grund hierfür könnte der rechts am Motorrad
angebrachte Kickstarter sein. Die 750er verfügte sogar über einen Rückwärtsgang.
Ein weiterer Unterschied zur 580 waren die zwei Reibscheiben der Kupplung, die
580 musste mit einer trockenen Scheibe auskommen. |
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1949 | |
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In 1949 erfolgte die erste Lieferung der Militärmaschinen an die Schweizer Armee. Von der C580 wurden noch einige weitere Varianten hergestellt, aber diesbezügliche Informationen sind nicht ganz klar. Im Laufe der Produktion der 580 wurden am Motor Änderungen gemacht. So sehen wir bei den frühen Exemplaren, den T oder TN von 1948, weniger Aluminium Abdeckungen. Der Vergaser liegt nicht versteckt. Die letzten Modelle waren äusserlich glatt mit einem "versteckten" Motor. Zylinder und Zylinderköpfe waren noch aus Gusseisen. Die Ventile wurden durch eine über der Kurbelwelle liegende Nockenwelle betätigt, welche über schrägverzahnte Zahnräder angetrieben wurde. Die Ventile wurden einfach mit Schraube und Kontermutter eingestellt. Das ganze war so entworfen worden, dass Probleme schnell und einfach zu beheben waren. |
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1950 | |
C 580 TL 1950 | |
Rechte Seite einer TL von 1950.
Deutlich zu sehen ist der Hebel um die Geländeübersetzung einzuschalten,
zwischen Zylinder und Kickstarter. Dieses Modell wurde auch als 750 cm3 Gespann
verkauft. Diese hatte dann 5 PS mehr als die normale 580. Dies ist also
eigentlich schon der Motor der A580-I, jedoch mit gusseisernen Zylindern. |
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Dies ist ein
Übergangsmodell und die letzte Ausführung mit der starren Hinterradaufhängung.
Ausgerüstet mit zwei Auspuffanlagen, welche wir später an der A580-I wieder
sehen werden. Die Hinterrad-Bremstrommel ist jetzt in das Kardangehäuse
intergriert worden. |
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1951 | |
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1950 wurde die
Entwicklung der Boxermaschine gestartet wie wir sie in den Niederlanden kennen.
Das Hinterrad war mit einer Geradeweg-Federung ausgestattet, das Vorderrad mit
ungedämpften Gabel. Eine besondere Verbesserung am Motor waren die hydraulischen
Ventilstössel, die wir eigentlich nur von Harley und amerikanischen Automobilen
kennen. Zylinder und Zylinderkopf wurden jetzt aus Leichtmetall hergestellt.
Bohrung und Hub blieben gleich mit 70 x 75.2 mm, was ungefähr 577 cm3 ergab. Der
Motor leistete 20 PS bei 4000 Umdrehungen. Das Schalten ist, einmal daran gewöhnt, schwer wieder abzugewöhnen. Der erste Gang wird nach unten eingelegt, ebenso die drei weiteren Gänge. Zurückschalten erfolgt einfach umgekehrt, bis man zuoberst wieder die Nautralstellung erreicht. Ein Wunder, dass diese Methode nie durch andere Hersteller eingeführt wurde. In der Niederlanden sind etwa 25 Stück der Condor A580-I eingelöst. Zwischen 1951 und 1958 erscheint eine Anzahl Varianten der 580er. Die Informationen sind lückenhaft und widersprüchlich. Aber infolge Mangel an Informationen aus der Schweiz müssen wir auf andere Weise herausfinden wie es sich genau verhält. Auch lieferte die Fabrik nicht immer genau die im Prospekt abgebildeten Modelle. Die meisten Prospekte sind nicht datiert, weshalb auch nicht genau zu sagen ist wann welche Veränderungen gemacht wurden. Auch wurden zivile Ausführungen durch die Fabrik wieder umgebaut zu Militärmaschinen welche an die Armee verkauft wurden, diese bekamen eine neue Rahmennummer. Im Prospekt von 1954 kommen folgende Modelle vor. |
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Im
Prinzip eine A580-I, aber ohne Militärausrüstung und mit einem anderen Auspuff
versehen. Akku und Werkzeugkästen sind dort montiert wo bei der Armeeversion der
Auspuffdämpfer eingebaut war. Die Rallye Version hat 4 Gänge, also keine
Geländeübersetzung, auch zu sehen am fehlenden Hebel. Weitere Unterschiede sind
Farbe, der zur Hälfte verchromte Benzintank und die verchromten Felgen, Speichen,
Naben und Lenker, Kickstarter- und Schalthebel und das hintere teil des frame.
Das Gewicht beträgt 185 Kilogramm. |
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Eine "kahle"
A580-I. Ohne Militärausrüstung aber mit hoch liegender Auspuffanlage. Die
Unterschiede zur Rallye sind die Kurbelgehäuse-Schutzplatte, 8 Gänge,
Seitenständer und die Farbe "Schattenschwarz". Die Unterschiede zur Armeeversion
A580-I sind die verchromten Auspuffe und Schalldämpfer. Das Gewicht beträgt 195
Kilogramm. |
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Die
Armeeversion der 580-I hatte zwischen 1950 und 1954 ein Vorderradschutzblech mit
einer Verlängerung zur beidseitigen Befestigung eines Kennzeichens.
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1958 | |
Insgesamt wurden
nicht mehr als 150 zivile und 1535 militärische Versionen der C580 verkauft. Von
der 580-I wurden auch nicht mehr als 150 zivile und 2885 Miilitärausführungen
verkauft. 1958 ist das letzte Produktionsjahr der 580er, obwohl diese Motorräder noch in den Preislisten 1959 vorkommen. Es ist mir unklar, ob von der A580-I auch wirklich eine 750er Version hergestellt wurde. Ich habe nur ein einzelnes Foto gesehen, dazu einen Beschrieb in einer Zeitschrift von 1953. Die 580er wurde abgelöst durch die Einzylinder A250 und später von der A350. Die letztgenannte war dann auch das letzte Motorrad, welches die Fabrik in Courfaivre verlassen durfte. Für weitere Bilder und Modelle siehe Website des Condorclubs. |
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Copyright Ben van Helden, Condorclub Holland, Übersetzung: Paul de Groot |